Bahnhofstraße: Verkehrswende vertagt? Was die neue Studie wirklich bedeutet – und was jetzt auf dem Spiel steht.

Die Ergebnisse liegen endlich vor – und sie sind eindeutig: Eine Sperrung der Bahnhofstraße für den Autoverkehr wäre technisch machbar. Das zeigt die umfassende Verkehrsuntersuchung, die im Rahmen des Stadtexperiments 2024 in Auftrag gegeben wurde. Trotzdem will die Stadtverwaltung aktuell keine dauerhafte Umsetzung – und das sorgt für Diskussionen.

Was sagt die Studie konkret?

Während der zweiwöchigen Testphase im Sommer 2024 wurde die Bahnhofstraße probeweise für Autos gesperrt. Die Ergebnisse der Verkehrserhebung durch das unabhängige Büro DTV Verkehrsconsult zeigen: Der Verkehr hat sich auf umliegende Straßen wie Weinstraße und Herzogenrather Straße verlagert – ohne dass es dabei zu größeren Störungen gekommen wäre. Der Durchgangsverkehr wich vor allem auf die Luisenstraße und den Kurt-Koblitz-Ring aus. Ingenieur Christian Müller fasst es so zusammen: „Der Verkehrsfluss konnte überall grundsätzlich aufrechterhalten werden.

Warum passiert dann trotzdem nichts?

Die Stadtverwaltung argumentiert: Eine dauerhafte Sperrung mache nur dann Sinn, wenn die Regiotram komme. Dann müsse die Innenstadt sowieso grundlegend umgestaltet werden – jetzt schon aktiv zu werden, sei zu aufwendig und teuer. Lieber wolle man in einem großen Wurf handeln, statt in kleinen Teilschritten vorzuarbeiten, die später womöglich wieder zurückgebaut werden müssten. 

SPD: Mit Augenmaß und Verantwortung handeln

Die SPD Alsdorf steht der sofortigen Sperrung ebenfalls skeptisch gegenüber – aber aus anderen Gründen als CDU oder Grüne. „Wir sehen die begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen der Stadt – und wollen keine falschen Erwartungen wecken, betont Jörg Willms, stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Statt unrealistische Großprojekte fordert die SPD pragmatische Schritte, die kurzfristig umsetzbar sind – auch in Zusammenarbeit mit Anwohnern und Geschäftsleuten. Beispiele dafür: mehr Sauberkeit im Bereich der Bahnhofstraße, Verkehrsberuhigung durch Geschwindigkeitsanzeigen, konsequenteres Vorgehen bei Müllverstößen und illegales Parken oder kreative Stadtaktionen wie kleine Feierabendmärkte – wenn dafür auch externe Partner gewonnen werden können.

Was bleibt von den Ideen der Bürger?

Ein Bürgerantrag mit elf konkreten Vorschlägen, eingereicht von Stefan Heffels (Aktionsgemeinschaft Stadtmarketing), erhielt nur teilweise Zustimmung – etwa zur Prüfung einer Geschwindigkeitsreduktion auf 7 km/h oder 20 km/h und zur möglichen Absperrung des Luisenplatzes gegen Falschparker.

Was jetzt wichtig ist: Dialog statt Blockade

Die SPD Alsdorf setzt sich weiterhin für eine zukunftsfähige Innenstadt ein – aber nicht mit Schnellschüssen. „Wir brauchen eine echte Priorisierung: Was können wir mit den vorhandenen Mitteln sofort umsetzen? Wo brauchen wir Unterstützung? Und wie schaffen wir es, dass Verwaltung, Politik, Bürgerschaft und Wirtschaft an einem Strang ziehen?, so Willms.

Die Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung sind ein wichtiges Signal: Verkehrspolitische Veränderungen sind möglich – jetzt gilt es, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Nicht mit der Brechstange, sondern mit Beteiligung, Augenmaß und Weitblick.

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